Würth – Einmal entschieden und geblieben
Im Jahr 2009 hat der Schraubenhändler Würth in Künzelsau das Zeitfenstermanagementsystem von Cargoclix für sich entdeckt. Seither sind Lkw-Staus an den Rampen passé. Auch eine Dekade später setzt das Unternehmen auf das bewährte Tool, das um zusätzliche Anwendungen erweitert wurde. Eine Bilanz nach zehn Jahren.
Was bekommt man heute für 50 Cent? Ein Brötchen beim Bäcker. Oder 20 Stahlnägel im Baumarkt um die Ecke. Oder die Buchung eines Zeitfensters für die Entladung eines Lkw beim Softwareanbieter Cargoclix. Während sich Brötchen und Stahlnägel in den vergangenen zehn Jahren mehr oder weniger verteuert haben, ist die Buchung eines Slots für die Be- oder Entladung eines Lkw an einer Rampe bei Kunden des Freiburger IT-Hauses geblieben. Doch der Preis ist nur ein Argument, warum Kunden über viele Jahre hinweg auf das Tool setzten, wie das Beispiel des Schraubenhändlers Würth mit Sitz in Künzelsau zeigt.
Die Adolf Würth GmbH & Co. KG zählt seit Jahrzehnten zu den großen Spezialisten im Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial. Mehr als 600.000 Kunden, vom Handwerker bis zum Industriekunden, setzen auf Schrauben, Dübel & Co. aus Künzelsau. 125.000 Produkte sind im Sortiment des Familienunternehmens gelistet. Täglich kommen 600 Tonnen Waren und 35.000 Aufträge im System der Firma an. Und 40.000 Pakete sowie 1.500 Paletten verlassen das Unternehmen. 55.000 Quadratmeter Logistikfläche stehen für den Umschlag zur Verfügung. Für die mehr als 900 Mitarbeiter, die in zwei Schichten arbeiten, bedeutet das jeden Tag aufs Neue: Packen wir es an.
Was heute zutrifft, galt auch schon vor zehn Jahren. Doch damals gab es in der Logistik im Vergleich zu heute einen entscheidenden Unterschied: An den Werkstoren in Künzelsau stauten sich morgens um sieben Uhr schon mal bis zu 20 Lkw, um ankommende Waren abzuladen. Mit dieser Situation wollte sich der damalige Wareneingangsleiter Richard Wunderlich nicht abfinden. Und selbst Reinhold Würth, der Sohn des Firmengründers, befasste sich damals persönlich mit der Rampenproblematik.
Anfang 2009 hatte die Warterei der Lkw-Fahrer dann ein Ende. Das Unternehmen beschloss, ein Zeitfenstermanagementsystem einzuführen. Damals war so ein Tool auch bei größeren Mittelständlern noch nicht weit verbreitet. Insbesondere an den Zentrallagerrampen einiger Handelsunternehmen eskalierte die Situation. Das veranlasste damals das Bundesamt für Güterverkehr in Deutschland die Einführung von elektronischen Stundenplänen zu empfehlen. In einem Sonderbericht zur Situation an der Laderampe hieß es sogar, die Vergabe von Zeitfenster sie die „erfolgversprechendste“ Maßnahme, um die Probleme zu entschärfen.
Das Prinzip des Tools ist leicht erklärt. In eine solche webbasierte Plattform stellt ein Handels- oder Industrieunternehmen seine freien Ladetermine und Rampenplätze ein. Logistikdienstleister buchen ihre Wunschablieferzeiten und bezahlen dafür eine Buchungsgebühr – im Fall von Cargoclix 50 Cent pro Buchung. Die Frachtführer brauchen keine extra Infrastruktur, ein Internetzugang reicht für das System.
Nachdem bei Würth mehrere Anbieter verglichen worden waren, entschieden sich die Logistikverantwortlichen für Cargoclix. Bekannt ist der Anbieter aus Freiburg für seine Ausschreibungsplattform für die Logistik. Der zweite Geschäftsbereich ist die Zeitfensterlösung „SLOT“. Branchenübergreifend setzen Unternehmen wie Alnatura, Bosch und Heidelberger auf die Lösung. Zu den Pionieren gehört Würth.
Die Argumente, warum sich Würth vor einer Dekade für Cargoclix und keinen anderen Anbieter entschieden hatte, bringt Martin Roll, Abteilungsleiter Wareneingang, kurz und knapp auf den Punkt: „Das System ist flexibel und modular aufgebaut, die Entscheidungs- und Umsetzungszeiten sind kurz“, so der Logistikexperte von Würth. Weitere Argumente: eine benutzerfreundliche Oberfläche und geringe Investitionskosten. Auch die Kosten von 50 Cent pro Buchung spielten bei den Überlegungen eine Rolle. Denn Würth wollte seinen 40 festen und zahlreichen sporadischen Logistikdienstleistern nicht mehr abverlangen als nötig.
Technisch funktionieren die am Markt angebotenen System ähnlich. Die Tools werden mit Schnittstellen zum ERP-System des Rampenbetreibers oder als sogenannte Stand-Alone-Lösung offeriert. Die Verlader brauchen lediglich einen Internetzugang, um auf das webbasierte System zugreifen zu können. Der Empfänger der Waren stellt in das Tool seine freien Ladetermine an den Rampen ein, die Logistikdienstleister buchen ihre Wunschzeiten und zahlen dafür einen kleinen Obolus. Darin inbegriffen sind alle Buchungsvorgänge, Datentransfers sowie ein kostenloser Support für Industrie, Handel sowie Spediteure und Frachtführer. Rampenbetreiber bezahlten eine kleine Gebühr für die Installation des Systems, danach ist es für sie kostenlos.
Nachdem die Einführung des Zeitfenstermanagements anfangs bei vereinzelten Spediteuren und Frachtführern skeptische Blicke geerntete hatte – die meisten waren froh über eine Lösung des Rampenproblems – ist die Akzeptanz heute mit 85 Prozent sehr hoch. Nur 15 Prozent aller Zeitfenster werden heute nicht gebucht. Die Unternehmen, die spontan abladen wollen, müssen aber unter Umständen längere Wartezeiten in Kauf nehmen.
Die hohe Akzeptanz ist auch deshalb von Vorteil, weil mit den wachsenden Umsatzzahlen des Unternehmens auch eine steigende Zahl von Slotbuchungen einherging. 2009 zählten die Würth-Logistiker täglich rund 80 Buchungen, heute sind es zwischen 120 und 150 Slots, die von den 40 regelmäßigen und einigen unregelmäßigen Dienstleistern gebucht werden. Am meisten Betrieb herrscht an den Rampen vormittags zwischen sieben und 14 Uhr.
Alleine in Künzelsau gibt es als Abladestellen zehn Rampen. Im Bereich Stückgut wickelt DB Schenker 60 Prozent der Transporte ab, den Rest Dachser. Im Bereich Pakete hält DPD den Löwenanteil von 60 Prozent, GLS erledigt 35 Prozent, die restlichen fünf Prozent teilen sich Anbieter wie DHL, UPS oder TNT.
Die Zeitfenster-Buchung nimmt der Spediteur im Vorfeld der Tour vor, aktiviert wird der Zeitraum nach der Ankunft des Lkw beim Pförtner. Danach folgen als weitere Schritte: Abruf vom Trailerparkplatz, Einfahrt, Entladung, fertige Entladung und Verlassen des Standorts. Fährt ein Lkw vom Hof, ist der Prozess abgeschlossen.
Die Länge des Zeitfensters ist bei Würth von der Zahl der Paletten abhängig. Die Logistikdienstleister müssen lediglich ein Zeitfenster buchen und angeben, wie viele Paletten sie anliefern. Das Tool berechnet dann automatisch die Länge des Zeitfensters, die für diese Palettenzahl nötig ist.
Mit der Lösung von Cargoclix werden aber nicht nur die Rampen per Zeitfenster verplant. Auch sämtliche anderen Fahrzeuge werden in dem System bei Würth erfasst. Besuchern, die beispielsweise mit ihrem Auto auf das Gelände fahren, weist der Pförtner ein Zeitfenster zu.
Lkw-Fahrer steuern gerne das Gelände von Würth an. Sie wissen nicht nur, dass sie dank des Zeitfenstermanagements zügig zum Entladen fahren können. Sie wissen auch, dass bei Würth Lkw-Fahrer einen hohen Stellenwert haben. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen bekommen sie gut ausgestattete Sozialräume geboten, wo sie nach langen Fahrten sich duschen, stärken und erholen können. Und ihr Lkw ist sicher, denn der Parkplatz für die Fahrzeuge ist bewacht. In Zeiten enormen Fahrermangels sind Spediteure und Frachtführer über jeden Kunden froh, der nicht nur in die Digitalisierung, sondern auch in ansprechende Sozialräume und sanitäre Anlagen investiert. Denn bis der vollautonome Lkw Realität wird, werden Experten zufolge noch viele Jahre ins Land ziehen. Bis dahin werden Lkw-Fahrer dringend gebraucht.
Eine Dekade nach der Einführung von „SLOT“ ist die Zahl der Nutzer bei Würth von anfangs 30 auf 35 gestiegen. Im Laufe der Zeit implementierten die Logistiker zusätzlich zu den Grundfunktionen auch Anwendungen wie das Versenden von SMS-Nachrichten oder die Steuerung des Leergutmanagements. Angesehen haben sich die Künzelsauer auch die Berechnung der Estimated Time of Arrival (ETA) auf Basis der Telematikdaten. „Aktuell sehen wir hier bei uns noch keinen Bedarf, aber wir behalten die Möglichkeit im Auge“, berichtet Roll.
Die Vorteile von „SLOT“ haben sich im Laufe der Jahre innerhalb der Würth Gruppe herumgesprochen. So führte beispielsweise Würth Industrie Services in Bad Mergentheim das Tool im Januar 2019 ein, um die Zulaufsteuerung für das C-Teile-Sortiment zu optimieren. Ziel ist es dort, Aufkommensschwankungen im Wareneingang zu vermeiden und die Anzahl der ankommenden Paletten gleichmäßig über die Woche zu verteilen. Darüber hinaus will man auch die Standzeiten der Dienstleister reduzieren.
Zehn Jahre nach Start des Tools in Künzelsau zieht Roll ein positives Fazit: „Wir sind mit der Lösung zufrieden und werden weiter mit dem Anbieter zusammenarbeiten.“ Auch für 2019 gilt übrigens der Preis von 50 Cent pro Buchung. Und Prof. Dr. Victor Meier, beratender Gesellschafter bei Cargoclix, denkt aktuell nicht über eine Preiserhöhung nach.
Tabelle: Vergleich: Zehn Jahre Zeitfensterbuchungen bei Würth in Künzelsau
2009 | 2019 | |
Eingehende Waren (in Tonnen) | 450 | 600 |
Zahl der Produkte | 100.000 | 125.000 |
Zeitfensterbuchung pro Tag | 80 | 120-150 |
User von Cargoclix SLOT | 30 | 35 |
Preis für eine Zeitfensterbuchung | 0,50 Euro | 0,50 Euro |
CARGOCLIX SLOT
CARGOCLIX SLOT ist ein webbasiertes Zeitfenstermanagementsystem zur Optimierung der Be- und Entladeprozesse an der Rampe. Warenempfänger können freie Ladetermine einstellen, Spediteure und Frachtführer buchen ihre Wunschlieferzeit und zahlen eine Buchungsgebühr pro Zeitfenster. Für die Buchung durch Spediteure und Frachtführer genügt ein Internetzugang.
Kosten pro Slotbuchung: 50 Cent.
Systembeschreibung
- Schnittstelle zum ERP-System oder als Stand-alone-Lösung
- Variable Rampenöffnungszeiten und flexible Zeitfensterlängen nach Anzahl Paletten, Tonnen, Fahrzeugtyp, etc.
- Individuelle Einstellung von Pausen- und Ferienzeiten, Schichtwechseln, Buchungslimits, etc.
- Hinterlegung von Kapazitätsgrenzen wie Personal, Stapler oder Verarbeitungskapazitäten
- Layouts und Rechtevergaben für Umbuchungen und Änderungen
- Plausibilitätschecks von Buchungsdaten durch Doublettencheck, Abgleich von Nummernkreisen. etc.
- Eventbasierte Benachrichtigungen und Alerts
- Erfassung und Auswertungen eingehender Warenströme mit Pünktlichkeit und Abfertigungszeiten
- Echtzeitabgleich gebuchter und nicht gebuchter Zeitfenster (Voraussetzung: ERP-Schnittstelle)
- Verfolgung der Be- und Entladeprozesse in Echtzeit mit wählbarer Bildschirmdarstellung als Terminplan mit Rampensicht, tabellarische Buchungsliste, Ampelsystem mit Farbsymbolik
- Erfassung von eingehenden Warenströmen mit Planzeit/Istzeit pro LKW, Menge und Qualität pro angelieferter Sendung sowie Abgleich gelieferter Ist- und Soll-Mengen aus Kontrakten
- KPI-Tool „CARGOCLIX Logistics Monitor“ zur Steuerung von Rampen mithilfe individueller KPIs (Key Performance Indicators)
- „CARGOCLIX ETA App“ zur dynamischen Ankunftszeitberechnung an der Rampe
- „CARGOCLIX TERMINAL“ Realisierung der „Pforte 4.0“ ohne den Einsatz von Personal
Über Cargoclix
Cargoclix ist ein neutraler Internetmarktplatz für die elektronische Ausschreibung von Transporten und Logistikleistungen sowie ein Anbieter von modularen Zeitfenstermanagement-Systemen.
Die Dienstleistungspalette der Logistikplattform „Cargoclix TENDER“ umfasst weltweite Ausschreibungen von Kontrakten für Transporte auf Straße, Schiene, Luftfracht, See- und Binnenschifffahrt, Kurier-Express-Paketdienstleistungen sowie Logistikdiensten, wie zum Beispiel Lagerei. Mit über 28.000 registrierten Mitgliedern aus Industrie, Handel und Spedition gehört TENDER zu den führenden internationalen Ausschreibungsplattformen für Transport und Logistik.
Zentrales Produkt des Geschäftsbereichs Zeitfenstermanagement ist die modular anpassbare Software „Cargoclix SLOT“ zur Optimierung der Abläufe an der Rampe. Mit mehr als 50.000 Mitgliedern ist SLOT eines der meist genutzten Zeitfenstermanagement-Systeme.
Cargoclix ist eine Marke der Dr. Meier & Schmidt GmbH. Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und hat seinen Sitz in Freiburg i.Br. www.cargoclix.com
Über Würth
Die Würth-Gruppe ist eine weltweit operierende, vornehmlich im Großhandel mit Produkten der Befestigungs- und Montagetechnik tätige Unternehmensgruppe. Sie entwickelte sich aus der Adolf Würth GmbH & Co. KG mit Sitz in Künzelsau. Die Gruppe mit ihren mehr als 77.000 Mitarbeitern verzeichnete 2018 gemäß dem vorläufigen Konzernergebnis einen Umsatz von 13,6 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es 12,7 Milliarden Euro.
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